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Diese Woche ist bei mir in der Praxis eine Männerwoche. Von den neun Klienten sind fünf männlich.
Heute sass einer dieser Männer in meiner Praxis. Er beschrieb seine Gefühle so: Manchmal geht es mir gut und ich bin voller Energie und habe Freude an meinem Leben. Und manchmal bin ich wie in einem Käfig. Es ist wie ein geschlossener Raum und ich kann ihn nicht mehr verlassen. Alles, was dann noch dazu kommt, wird zu viel, fühlt sich schwer und traurig an.
Ich bot ihm zwei Dinge an, welche sich bei mir zeigten, zum Aufstellen. Zum Einen, das was dieses Gefängnis aufgebaut hat und auf der anderen Seite das, was dieses Gefängnis zum Sprengen bringt.
Ich musste schmunzeln, denn ich als Frau hätte das Erste gewählt. Und was wählt der Mann? Das, was es zum Sprengen bringt.😉
Die Aufstellung nahm ihren Lauf und darüber möchte ich gar nicht all zu viel schreiben. Nur so viel: Lange war die Fixierung auf den einen aufgestellten Teil sehr gross. Er kam nicht davon weg, obwohl er es so wollte. Es brauchte diverse Sätze und Hilfestellungen und so wurde es immer klarer, um was es eigentlich geht.
So erzähle ich über das Schlussbild. Da stand er mit seinem kleinen inneren Kind an einem neutralen Ort. Dort fühlte er sich wohl, entspannt. In seinem Blickfeld in etwas Distanz war sein verlorener Zwilling (war ein Thema in einer der letzten Sitzungen und der zeigte sich hier wieder), seine Ahnengeschichte mit allem, was er für sein System übernommen hat und was er in seinem System in der Kindheit erlebt hat (mit allem Schweren, aber auch allem Leichten, Fröhlichen) und dann lag da noch ein Symbol für alles karmische, was er mitbrachte in dieses Leben. Nun stand er da, verbunden mit seinem inneren Kind, mit der Gewissheit, dass er nur sich selber gehört und er die Entscheidung fällen kann, ob er sich von einer dieser vergangenen Geschichten reinziehen lässt oder ob er bei sich bleibt.
Während der Aufstellung wurde klar, dass diese Sprengung nicht von aussen herbeigeführt wird, sondern aus ihm heraus entsteht. Wenn er sich entscheidet, nicht mehr im Leid, in der Schwere zu bleiben, sondern sich mit sich selber zu verbinden, für sich Verantwortung übernimmt und sich bewusst wird, dass er es selber in der Hand hat wie sein Leben weiter verläuft, dann passiert diese Sprengung.
Ich habe mich über diese Bild so gefreut. Es ist unglaublich, wie sich dies entwickelt hat und man nicht einfach so darauf kommt, sondern es eben ein Prozess ist.
Ihn da stehen zu sehen und zu spüren, dass so langsam das Bewusstsein kommt, dass er es wirklich selber in der Hand hat, wie die Zukunft aussieht, war sehr kraftvoll.
Natürlich wird auch er, wie wir alle, immer mal wieder in eine der vergangenen Geschichten abtauchen, das Gefühl haben, dass einem da nicht zu helfen ist, dass alles zu viel ist, alles so schwer ist. Aber ich bin mir auch sicher, dass er in diesen Momenten immer mehr die Möglichkeit haben wird auf dieses Schlussbild zurück zu greifen. Seine Vergangenheit wird er anschauen können als das, was es ist, es muss nicht bekämpft werden. Nein, es darf einfach da sein als seine Vergangenheit und er darf entscheiden, ob seine Zukunft gleich weiter geht oder ob es zu einer Sprengung kommt und sich etwas ändern darf. Wir alle haben diese Kraft in uns, etwas zum Sprengen zu bringen und etwas Neues wachsen zu lassen.
Wie fühlt es sich an das zu lesen? Was aus deiner Vergangenheit möchtest du stehen lassen und eine neue Entscheidung treffen? Wo hängst du noch fest und hast das Gefühl wegen dem oder der kann ich halt nicht? Es ist eine Illusion, dass uns das Aussen aufhalten kann. Das, was uns hindert, ist immer in uns drin und so ist auch die Lösung immer in uns.
©Carla Wey Küng. www.praxis-im-gruenen.ch
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